Wesentliche Risiken
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe analysiert und bewertet Risiken systematisch. Besonderes Augenmerk wird dabei auf mögliche wirtschaftliche Auswirkungen sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit gelegt. So werden die Risiken quantifiziert und klassifiziert. Aufgrund des breiten Portfolios sowie der globalen Aufstellung des Konzerns sind die strategischen und operativen Risiken stark gestreut.
Sofern nicht anders erwähnt, beziehen sich die in den folgenden Abschnitten benannten Risiken immer auf beide strategische Geschäftsbereiche der Gruppe.
Quantitative Angaben basieren auf einer Nettobetrachtung nach Anwendung und vollständiger Umsetzung von Maßnahmen und beziehen sich auf den Risikobetrachtungszeitraum. Die implementierten Maßnahmen werden in den Abschnitten der einzelnen Risiken skizziert. Die qualitativen Angaben zu den Eintrittswahrscheinlichkeiten entsprechen folgenden quantitativen Wahrscheinlichkeitsgrenzen:
- Sehr niedrige Wahrscheinlichkeit: 0 % bis 5 %
- Niedrige Wahrscheinlichkeit: größer 5 % bis 25 %
- Mittlere Wahrscheinlichkeit: größer 25 % bis 50 %
- Hohe Wahrscheinlichkeit: größer 50 % bis 75 %
- Sehr hohe Wahrscheinlichkeit: größer 75 % bis 100 %
Wirtschaftliches und politisches Umfeld
Als weltweit tätiges Unternehmen ist die Carl Zeiss Meditec Gruppe risikobehafteten Entwicklungen der Weltwirtschaft ausgesetzt. Daher können sich die allgemeine weltpolitische Lage, insbesondere in unseren wesentlichen Märkten (USA, China und Deutschland), große Naturereignisse, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie das Marktgeschehen in einzelnen Regionen der Welt in vielfältiger Weise auf die Erfolgschancen der Carl Zeiss Meditec Gruppe in allen Geschäftssegmenten auswirken.
Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die in den letzten Jahren bereits volatiler und die konjunkturellen Risiken dadurch insgesamt größer geworden sind, haben sich aufgrund der COVID-19-Pandemie und zuletzt aufgrund des Ukraine-Krieges sowie des Konflikts in Israel nochmals negativ verändert. Das Geschäft der Carl Zeiss Meditec Gruppe war durch die Kriege und Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten im abgelaufenen Geschäftsjahr nur sehr moderat von negativen Einflüssen betroffen. Die oben genannten Faktoren und eine zusätzlich rückläufige Nachfrage in vielen Sektoren führten dazu, dass sich die Rezession im abgelaufenen Geschäftsjahr in Deutschland, einigen Ländern der EU und den USA fortgesetzt hat. In Deutschland trägt ebenfalls das stark gestiegene Energiepreisniveau dazu bei. Auch in China ist eine Abkühlung der Konjunktur zu beobachten.
Neben den genannten Einflüssen kann die konjunkturelle Entwicklung auch durch eine verringerte Stabilität der EU sowie einer allgemeinen Konjunkturabschwächung zusätzlich gedämpft werden. Zudem ist in wesentlichen Märkten, in denen die Carl Zeiss Meditec Gruppe tätig ist, wie den USA oder China, eine zunehmend protektionistische Wirtschaftspolitik zu beobachten, deren zukünftige Ausgestaltung sich nur schwer antizipieren lässt. Wir verweisen hierzu auch auf die Zollrisiken auf dem US-amerikanischen Markt. Eskalierende Handelsspannungen und Konflikte zwischen China und den USA sowie der EU können Auswirkungen auf das globale Wachstum im Allgemeinen und das Wachstum der Carl Zeiss Meditec Gruppe, im Speziellen in diesen Ländern, haben. Hinzu kommen lokale Risiken und Instabilitäten in Wachstumsmärkten, wie zum Beispiel der Türkei oder in Südamerika, welche globale Kettenreaktionen nach sich ziehen können.
Die gestiegene Inflation in den Vorjahren führte dazu, dass die Kosten der Produktionsfaktoren, der Produktion und des Absatzes der Produkte der Carl Zeiss Meditec Gruppe anstiegen. Teilweise war es möglich, diese erhöhten Kosten an die Kundinnen und Kunden weiterzugegeben. Teilweise müssen diese Kostensteigerungen aber auch durch Effizienzmaßnahmen abgefedert werden und hier besteht das Risiko, dass dies nicht vollständig gelingt. Risikomindernd wirkt sich aber aus, dass die Inflation auch im abgelaufenen Geschäftsjahr auf einem normalen Niveau verblieb.
Zudem war das Zinsniveau im abgelaufenen Geschäftsjahr weiterhin auf einem erhöhten Niveau angesiedelt. Die Zinssenkungen der Zentralbanken im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten die Zinsanstiege durch die Markterwartungen, getrieben insbesondere durch hohe Neuverschuldungen der Staaten, nicht vollständig kompensieren. Zumal nicht klar ist, wie sich die weitere Zinspolitik gestalten wird. Durch das weiterhin hohe Zinsniveau bleibt auf Seiten der Kunden, welche die Produkte des Konzerns mit Fremdfinanzierung erwerben, die Zinsbelastung weiterhin hoch. In Märkten, in denen häufiger derartige Fremdfinanzierungen gewählt werden, wie zum Beispiel in den USA, kann dieses Zinsniveau zu einer Kaufzurückhaltung und damit zu geringeren Umsatzerlösen für die Gruppe in diesen Märkten führen.
In China kommt zunehmend die sogenannte Volume-Based-Procurement-Richtlinie bei Ausschreibungen von öffentlichen Kliniken zur Anwendung. Nach diesem Ansatz werden stückzahlenmäßig hohe Einkaufsvolumen ausgeschrieben, jedoch mit geringeren Preisen pro Stück. Dies kann dazu führen, dass die Umsätze der Gruppe pro Produkt im Rahmen einer gewonnenen Ausschreibung zurückgehen. Auf der anderen Seite besteht hierbei die Chance, aufgrund höheren Volumens ein insgesamt positiveres Ergebnis zu erreichen durch eine stärkere Fixkostendegression.
Diese Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lage kann die wirtschaftliche Situation der Kundinnen und Kunden und deren Nachfrage nach Produkten der Carl Zeiss Meditec Gruppe negativ beeinflussen, was zu negativen Auswirkungen auf Umsatz und Ergebnis führen kann. Durch das im Unternehmen etablierte Risikofrüherkennungssystem und die Beobachtung gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen können diese Risiken frühzeitig erkannt werden und es kann entsprechend gegengesteuert werden. Zudem macht die internationale Präsenz der Carl Zeiss Meditec Gruppe, welche weiter ausgebaut werden soll, unabhängiger von regionalen Krisen und die stark differenzierte Produkt- und Kundenstruktur des Unternehmens, welche ebenfalls verstärkt werden soll, begrenzt ihre Absatzrisiken. Weiterhin arbeitet der Konzern an einer effizienteren Kostenbasis und insbesondere seit dem Geschäftsjahr 2023/24 an strikten Kostenreduktionsmaßnahmen und versucht, Preissteigerungen im Markt weiterzugeben. Nach gegenwärtiger Einschätzung bestehen im gesamtwirtschaftlichen Umfeld wie im Vorjahr derzeit Risiken mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Zollrisiken US-amerikanischer Markt
Am 2. April 2025 hat die US-Regierung Zölle auf Importe aus einer Vielzahl von Ländern angekündigt und im Juli 2025 haben sich die EU und die USA auf ein Zollniveau von 15 % für Einfuhren aus der EU in den US-amerikanischen Markt vereinbart. Für den Absatz auf dem US-Markt sind für die Carl Zeiss Meditec Gruppe insbesondere die Zölle für Einfuhren aus der EU in Höhe von 15 %, für Importe aus Singapur in Höhe von 10 % und zum geringen Teil aus China von derzeit 30 % relevant. Hierbei kann aus Unternehmenssicht derzeit noch nicht beurteilt werden, ob insbesondere die Zoll-Regelungen zwischen den USA und China dauerhaft gültig sind oder weitere Nachverhandlungen mit ungewissem Ausgang stattfinden werden.
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe beobachtet und analysiert die Entwicklungen regelmäßig und detailliert und wird versuchen, den Ergebniseinfluss möglichst gering zu halten und eine Überwälzung der Belastung vorzunehmen. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden im Zuge der Zollerhebungen bei einer Vielzahl von Produkten Preisanpassungen auf dem US-Markt vorgenommen. Die Wettbewerber der Carl Zeiss Meditec Gruppe sind zum Großteil ebenso von diesen Zöllen oder teilweise höheren Zöllen betroffen, so dass der Konzern keine wesentlichen Wettbewerbsnachteile im Rahmen der Zollthematik erwarten dürfte. Zudem erfahren Preiserhöhungen eine schnellere Akzeptanz, wenn sich das Preisniveau durch die Zollpolitik auf dem gesamten Markt ebenfalls erhöht.
Der wesentliche Teil der Zölle ist bereits in der Mittelfristplanung der Carl Zeiss Meditec Gruppe verarbeitet. Der Einfluss der darüber hinaus gehenden möglichen Zölle auf das Ergebnis der Carl Zeiss Meditec Gruppe beziffert sich auf einen mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrag mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit.
Markt und Wettbewerb
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe ist in beiden strategischen Geschäftsbereichen einem intensiven und weiter steigenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Neben dem Markteintritt neuer Wettbewerber besteht das Risiko, dass im Fall von starken Wechselkursveränderungen Wettbewerber aus den begünstigten Ländern zu wesentlich niedrigeren Preisen im Markt anbieten können und sich somit ihre Wettbewerbsposition verbessern könnte. Einige Wettbewerber können aufgrund ihres höheren Gesamtumsatzes und der finanziellen Ressourcen dem Wettbewerbsdruck besser begegnen.
Zudem können bestehende Wettbewerber durch große finanzstarke Unternehmen aufgekauft werden oder sich zu Allianzen zusammenschließen, was zu verstärktem Wettbewerbsdruck, sinkenden Absatzpreisen, Margendruck und/oder dem Verlust von Marktanteilen führen kann. Auf derartige Risiken bereitet sich die Gesellschaft durch kontinuierliche Marktbeobachtung und ‑analyse vor, um mit entsprechender Voraussicht agieren zu können.
Die Kosten für einige medizinische Behandlungen mit Produkten der Carl Zeiss Meditec Gruppe werden von Krankenkassen, Versicherungen oder staatlichen Gesundheitsprogrammen erstattet. Änderungen der Gesundheits- und Erstattungspolitik im In- oder Ausland und insbesondere Sparmaßnahmen als Auswirkung einer sich abschwächenden Konjunktur können zur Ablehnung oder Reduzierung von Erstattungsleistungen führen, wodurch die Nachfrage nach Produkten der Carl Zeiss Meditec Gruppe sinken könnte. Bei neuen Produkten, bei denen die Erstattung noch nicht sicher vorhergesagt werden kann, kann die Nachfrage durch die wirtschaftliche Situation der Verbraucher empfindlich gedämpft werden. Die refraktive Chirurgie ist im Allgemeinen ein Wahleingriff, den die Patienten selbst bezahlen. Die Nachfrage hängt deshalb von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ab. Weiterhin kann auf Seiten der Kundinnen und Kunden, insbesondere im Bereich des privaten Gesundheitssektors, eine zunehmende Bildung von regionalen und überregionalen Beschaffungsgemeinschaften sowie Klinikketten beobachtet werden. Eine derartige Entwicklung kann tendenziell zu sinkenden Absatzpreisen in diesem Kundensegment führen.
Diese markt- und wettbewerbsbezogenen Risiken mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit können zusammengefasst eine negative Auswirkung auf das Ergebnis des Konzerns im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich wie im Vorjahr darstellen. Die demografische Entwicklung in den Industrieländern und die wirtschaftliche Entwicklung in den sich schnell entwickelnden Volkswirtschaften sowie die steigenden Anforderungen an medizintechnische Geräte zur Diagnose und Therapie von altersbedingten Augenkrankheiten ergeben jedoch auch Wachstumschancen für das Unternehmen. Neben einer stetigen Optimierung der Herstellkosten- und Prozesseffizienz tätigt die Carl Zeiss Meditec Gruppe zudem seit Jahren hohe Aufwendungen im Bereich Forschung- und Entwicklung, welche sich seit einigen Jahren auch verstärkt auf digitale Anwendungen erstrecken, um organische Wachstumschancen und Gewinne von Marktanteilen zu erhöhen. Darüber hinaus versucht der Konzern, sein Produktportfolio durch interne Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, aber auch externe Akquisitionen zu erweitern, um einen Vorsprung vor anderen Wettbewerbern zu halten und durch die Verstärkung des Key-Account-Ansatzes ein effizienter Partner für seine Kunden zu sein. Durch die Akquisition von DORC im vorangegangenen Geschäftsjahr konnten das Produktportfolio und der Kundenkreis zusätzlich erweitert werden.
Absatzmarkt Russland
Einen weiteren Einfluss übt der Krieg in der Ukraine auf die Absatzseite aus, insbesondere auf die Verkäufe und Dienstleistungen in Russland selbst. Jedoch ist der Vertrieb der Produkte der Carl Zeiss Meditec Gruppe in Russland derzeit durch bestehende Sanktionen nur in Teilen beeinträchtigt. Dies kann bei einer Verschärfung von Sanktionen in Zukunft jedoch der Fall sein. Um den Patienten und der Bevölkerung in Russland auch weiterhin eine hochwertige Behandlung im Augenheilkundebereich zu ermöglichen, hat sich die Carl Zeiss Meditec Gruppe entschlossen, die Geschäftsbeziehungen nach Russland nicht abzubrechen.
Die Risiken mit einer niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit liegen im Hinblick auf diesen Absatzmarkt im niedrigeren einstelligen Millionen-Euro-Bereich und sind unverändert zum Vorjahr. Der Konzern versucht, durch die Stärkung anderer Märkte mögliche Ausfälle im russischen- und ukrainischen Markt zu kompensieren.
Absatzmarkt China
Die anhaltend positive Geschäftsentwicklung der Carl Zeiss Meditec Gruppe ist stark beeinflusst durch die dynamische Entwicklung des Absatzmarktes in China und dessen hohem Ergebnisbeitrag, insbesondere im Bereich der refraktiven Chirurgie. Dieser Markt kann aufgrund seiner Größe, Demografie und einem steigenden Wohlstandsniveau der Bevölkerung auch in Zukunft die Ergebnisse der Carl Zeiss Meditec Gruppe signifikant positiv beeinflussen. Allerdings bestehen Risiken in Bezug auf die Vermögens- und Ertragslage dahingehend, dass zunehmend regionale Wettbewerber in den Markt eintreten und in diesem Zusammenhang China verstärkt eine protektionistische Politik auch im Bereich Medizintechnik verfolgt, was zu einer Reduzierung der Umsatzerlöse und Marktanteile der Carl Zeiss Meditec Gruppe führen könnte. Ein analoger Effekt könnte aus einer deutlichen Abschwächung der Konjunktur in China resultieren. Zudem kann auch in China eine zunehmende Bildung von regionalen und überregionalen Beschaffungsgemeinschaften sowie Klinikketten beobachtet werden.
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe versucht diese Risiken zu reduzieren, indem vermehrt Produktionskapazitäten in China selbst ausgebaut werden, die im Falle protektionistischer Maßnahmen nicht betroffen sind. Darüber hinaus wird die Bearbeitung anderer Märkte intensiviert, um die geografische Diversifizierung zu erhöhen.
Die Risiken liegen im Hinblick auf diesen Absatzmarkt unverändert derzeit im niedrigeren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und haben eine mittlere Eintrittswahrscheinlichkeit. Weitere Risiken hinsichtlich dieses Absatzmarktes sind auch unter der Rubrik „Wirtschaftliches und politisches Umfeld“ benannt.
Risiken bei Beschaffung und Produktion
Mit einem integrierten Managementsystem, das die Themen Qualität, Umwelt- sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz umfasst, sichert die Gruppe die Konformität mit nationalen und internationalen Normen, Richtlinien und gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf ihre Lieferkette.
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe nutzt für die Herstellung ihrer Produkte in allen Geschäftssegmenten teilweise Komponenten von externen Lieferanten. Die Verteuerung von Rohstoffen, Energie oder Material, die steigende Komplexität der Zukaufteile und eine begrenzte Zahl an Zulieferern (Single Source) für bestimmte Technologien können negative Auswirkungen auf die Produktion, den Absatz und auch auf die Qualität der Produkte des Unternehmens haben.
Der Konzern arbeitet weiter daran, Lieferketten zu stabilisieren und die Abhängigkeit von einzelnen Zulieferern zu reduzieren, auch um die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen gering zu halten. Es werden zudem Chancen genutzt, die sich aus einer Bündelung von Beschaffungsaktivitäten ergeben. Darüber hinaus wählt die Carl Zeiss Meditec Gruppe ihre Lieferanten im Rahmen von festgelegten Prozessen und Kriterien aus. Mit konsequenten Supply-Chain-Maßnahmen wie der Qualifizierung von Lieferanten, der Identifizierung von Zweitlieferanten und der Aufstellung eines strategischen Bevorratungsplanes sichert sich die Carl Zeiss Meditec Gruppe gegen Lieferantenabhängigkeiten und Veränderungen am Rohstoffmarkt ab.
Zwischen der Carl Zeiss Meditec Gruppe und der ZEISS Gruppe bestehen in einigen Bereichen enge vertragliche Beziehungen. Dies betrifft vor allem den Bezug von IT-Dienstleistungen, die lizenzvertragliche Nutzung der Marke „ZEISS“ und Vereinbarungen mit Vertriebsgesellschaften der ZEISS Gruppe. Dieses Vertriebsnetz bietet wesentliche Chancen, die insbesondere in der weltweit engmaschigen Flächendeckung und einer effizienten Marktbearbeitung angesiedelt sind.
Der Ergebniseinfluss der Lieferantenrisiken ist wie im Vorjahr mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit im höheren einstelligen Millionen-Euro-Bereich angesiedelt.
Nachhaltigkeitsrisiken
Für die Carl Zeiss Meditec Gruppe sind Nachhaltigkeit und Geschäftserfolg unmittelbar miteinander verbunden. Eine nachhaltige Wertschöpfung ist fester Bestandteil der Geschäftstätigkeit, die auf innovative Lösungen abzielt, zu einer positiven Entwicklung der Gesellschaft beiträgt und langfristiges profitables Wachstum ermöglicht.
Der Konzern prüft regelmäßig die für die Europäische Union und landesspezifisch verabschiedeten Richtlinien und Vorgaben im Bereich Nachhaltigkeit und Menschenrechte hinsichtlich potenzieller Verstöße und Risiken in den Tochterunternehmen der Gruppe.
Als wesentliches Risiko wurde das von der Europäischen Union geplante Verbot für die Verwendung per- und polyfluorierter Chemikalien (PFAS) identifiziert. Diese Stoffe sind in zahlreichen Produkten des Konzerns und in Herstellungsprozessen enthalten und ein Ersatz ist derzeit nur für eine geringe Zahl dieser Stoffe verfügbar beziehungsweise technisch realisierbar. Die Regelungen sehen zwar lange Übergangszeiträume vor, welche aber anspruchsvoll erscheinen, wenn in diesem Zeitraum die Entwicklung von Ersatzstoffen erfolgen muss, die Implementierung in die Produkte und Prozesse der Gruppe sowie die erneute langjährige Zulassung dieser Produkte in verschiedenen Märkten.
Sollte dieses Verbot verabschiedet werden, kann dies, ebenso wie bei den Wettbewerbern des Konzerns, schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Carl Zeiss Meditec Gruppe haben aufgrund der Tatsache, dass Produkte nicht mehr verkauft werden können oder sich deren Umstellung wesentlich verzögert. Die Auswirkungen sind unverändert derzeit im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich angesiedelt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die Eintrittswahrscheinlichkeit weiterhin auf einer niedrigen Wahrscheinlichkeit gehalten werden, da sich auf Ebene der EU und in den Mitgliedsländern eine weiterhin niedrige Akzeptanz einer Regelung in der geplanten Ausprägung abzeichnet. Sollte sich die Realisierung des Verbotes jedoch konkretisieren, wird der Konzern an Maßnahmen wie dem Aufbau von Sicherheitsbeständen arbeiten und die Evaluierung, Analyse und Implementierung alternativer Stoffe weiter verstärken.
Innovations- und Prozessrisiken
Geschäftserfolg und Reputation der Carl Zeiss Meditec Gruppe hängen stark von einer zügigen Entwicklung innovativer Produkte und Lösungen und der effizienten Ausgestaltung interner Prozesse ab. Neue Trends und aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung können Technologiewechsel und neue Kundenanforderungen auslösen sowie neue Geschäftsmodelle erforderlich machen. Sollte die Carl Zeiss Meditec Gruppe technologisch den Anschluss an die Marktentwicklung verlieren oder auf Trends und Weiterentwicklungen zu spät reagieren, so könnte sich dadurch ihre Wettbewerbsposition verschlechtern. Weiterhin besteht die Gefahr, dass Produkte des Konzerns durch alternative Technologien, Verfahren oder Behandlungsmethoden vollständig substituiert werden, was aufgrund einer rückläufigen Nachfrage zu Umsatz- und Ergebnisausfällen führen könnte. Mögliche nicht genutzte Optimierungspotentiale in den eigenen Produktions- und Vertriebsprozessen können diese Risiken weiter verstärken. Negative Ergebniseffekte für diese Risiken mit einer weiterhin niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit beziffern sich im Bereich eines niedrigen (Vorjahr: mittleren) einstelligen Millionen-Euro-Betrages.
Um hier Chancen frühzeitig zu nutzen und die Eintrittswahrscheinlichkeit und die wirtschaftliche Auswirkung des Risikos in allen Segmenten gering zu halten, tätigt die Carl Zeiss Meditec Gruppe Investitionen in die Forschung und Entwicklung und vorgelagerte Bereiche von Produkten mit technologischem Vorsprung und Alleinstellungsmerkmalen sowie den Ausbau ihrer Strategie als Lösungsanbieter. Weiterhin werden verstärkt Entwicklungen im Bereich digitaler Lösungen vorangetrieben und Produktions- und Vertriebsprozesse laufend optimiert.
Personalrisiken
Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel in technischen Berufen und die weltweit unterschiedlichen Ausbildungs- und Qualifizierungsstandards sorgen für Herausforderungen bei der Besetzung von offenen Stellen. Durch unbesetzte Positionen können die technische Fortentwicklung sowie der Vertrieb der angebotenen Produkte und Dienstleistungen in allen Segmenten eingeschränkt werden. Mit ihrer Rekrutierungsstrategie und durch Mitarbeiterentwicklung und Nachfolgeplanung steuert die Carl Zeiss Meditec Gruppe hier entgegen, wodurch es gelingt, die Eintrittswahrscheinlichkeit der vorgenannten Risiken niedrig zu halten. Um Fachkräfte langfristig ans Unternehmen zu binden, bietet die Carl Zeiss Meditec Gruppe unterschiedliche, standortbezogene Sozialleistungen an – dazu zählen etwa Angebote zur Gesundheitsförderung oder Kinderbetreuung. Das Management rechnet aktuell unverändert bei diesen Risiken mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit und mit sehr geringen Effekten auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Carl Zeiss Meditec Gruppe im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
Risiken der Informationstechnologie
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe prüft und nutzt die Chancen der Digitalisierung kontinuierlich. Hier entstehen viele neue Möglichkeiten, den Kundinnen und Kunden zusätzliche Services anzubieten. Gleichzeitig optimiert der Konzern permanent seine bestehenden Informationstechnologie (IT)-Systeme sowie die IT-Schutz- und ‑Sicherheitseinrichtungen. Funktionsfähige und angemessen dokumentierte IT-Systeme sind zudem Voraussetzung für die Erlangung von Produktzulassungen in verschiedenen Ländern. Risiken, die im Schadensfall eine Unterbrechung der Geschäftsprozesse aufgrund von IT-Systemausfällen oder den Verlust oder die Verfälschung von Daten zur Folge haben könnten, werden deshalb über den gesamten Lebenszyklus der Applikationen und IT-Systeme hinweg identifiziert und bewertet. Pläne für den Fall von Betriebsunterbrechungen wurden erstellt und werden stetig optimiert. In den letzten Geschäftsjahren wurden hierbei insbesondere Analysen durchgeführt und Maßnahmen ergriffen, die Schäden durch Cyberattacken und Virenangriffe auf die IT-Infrastruktur der Carl Zeiss Meditec AG und die Medizingeräte bei Kundinnen und Kunden abwenden sollen. Das Management arbeitet an einer ständigen Verbesserung der IT-Sicherheit angesichts einer deutlich zunehmenden Bedrohungslage durch Cyberkriminalität. Je nach Art und Umfang möglicher erfolgreicher Cyberattacken können diese wesentlichen Effekte auf die Vermögens-, Finanz und Ertragslage der Carl Zeiss Meditec Gruppe haben. Teilweise betreiben externe Partner die IT-Systeme des Konzerns. Für diese Dienstleister hat der Konzern Standards bezüglich der eingesetzten Hard- und Software sowie des Datenschutzes definiert. Die Carl Zeiss Meditec Gruppe kontrolliert die Umsetzung und Einhaltung dieser Vorgaben.
Risiken in diesem Bereich beziffern sich wie im Vorjahr mit einer niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit auf einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
Produktzulassung
Da die Produkte der Carl Zeiss Meditec Gruppe weltweit verkauft werden, sind bei der Herstellung und Markteinführung staatliche Regulierungen zu beachten, speziell wenn spezifische Zulassungen und Zertifizierungen notwendig sind. Obwohl diese Anforderungen in sämtliche Schritte der Entwicklung, Produktion und des Vertriebs einbezogen werden, kann keine Gewähr dafür übernommen werden, dass Zulassungen überhaupt oder rechtzeitig zur geplanten Markteinführung erteilt werden oder dass die zahlreichen Registrierungen des Konzerns in Zukunft fortbestehen oder erneuert werden. Dies kann zu Umsatzeinbußen und bei verspätet auf den Markt gebrachten Produkten zu Wettbewerbsnachteilen führen. Zudem können sich Registrierungsanforderungen zukünftig verschärfen, insbesondere auch aufgrund sich verstärkender protektionistischer Tendenzen in verschiedenen Ländern.
Um solche Entwicklungen rechtzeitig erkennen und angemessen darauf reagieren zu können, überwacht die Gesellschaft Entwicklungen und Zulassungsverfahren auf diesem Gebiet äußerst genau im Rahmen ihres implementierten Qualitätsmanagementsystems. Dies trifft aktuell insbesondere auf die 2017 in Kraft getretene neue EU-Medizinprodukte-Verordnung zu, deren Übergangsvorschriften nochmals verlängert wurden. Wenn Problemstellungen in Zulassungsverfahren auftreten, setzt der Konzern auf eine enge Kommunikation mit den Regulierungsbehörden und arbeitet fokussiert an den offenen Punkten. Verbleibende Restrisiken bewegen sich im niedrigen zweistelligen (Vorjahr: einstelligen) Millionen-Euro-Bereich. Sie werden mit einer hohen (Vorjahr: mittleren) Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzt.
Qualitäts- und Produkthaftungsrisiko
Einige der vom Unternehmen hergestellten medizintechnischen Geräte und Systemlösungen sowie Implantate bergen grundsätzlich das Risiko, dass, trotz des Einsatzes aller vertretbaren Maßnahmen des zertifizierten Qualitätsmanagements und der Beachtung aller gesetzlichen Vorschriften, Fehlfunktionen zu Verletzungen oder Beeinträchtigungen der Patientinnen und Patienten führen können. Dies kann unter anderem darauf basieren, dass von externen Lieferanten bezogene Komponenten und Rohstoffe nicht die vorgegebenen Qualitätsanforderungen erfüllen. Auch wenn bis heute noch keine bedeutenden Schadenersatzansprüche aus Produkthaftung gegen das Unternehmen geltend gemacht wurden, kann dies für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Dies kann die Reputation des Konzerns nachhaltig schädigen und zu erheblichen Kosten für die Rechtsverteidigung führen, unabhängig davon, ob letztendlich ein Schadenersatzanspruch besteht. Risikohaftungsansprüche können speziell in den USA besonders hoch sein. Hinzu können die ebenfalls kostspieligen Rückrufaktionen kommen.
Das Unternehmen sichert sich gegen mögliche Produkthaftungsklagen durch eine Produkthaftpflichtversicherung ab. Es kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass der bestehende Versicherungsschutz der Carl Zeiss Meditec Gruppe für die Absicherung potenzieller Ansprüche nicht ausreicht. Zudem wird fokussiert daran gearbeitet, bei aufgetretenen Qualitätsproblemen diese kundenfreundlich und so schnell wie möglich zu beheben. Verbleibende Restrisiken mit einer hohen (Vorjahr: mittleren) Eintrittswahrscheinlichkeit bewegen sich im höheren (Vorjahr: mittleren) einstelligen Millionen-Euro-Bereich.
Infrastrukturelle Risiken
Nicht kontrollierbare Umwelteinflüsse wie Naturkatastrophen oder Terroranschläge könnten die Unterbrechung der Geschäftstätigkeiten an entsprechenden Standorten zur Folge haben und das Unternehmen daran hindern, reguläre Produktions- sowie Vertriebs- und Dienstleistungen in diesen Gebieten zu erbringen und den erwarteten Ertrag zu erwirtschaften. Hiervon können alle Geschäftssegmente betroffen sein. Negative Auswirkungen können sich zudem auf im betroffenen Gebiet ansässige Kundinnen und Kunden und ihre Investitionsbereitschaft sowie die dortigen Lieferantinnen und Lieferanten und deren Lieferbereitschaft ergeben.
Der Hauptsitz des Unternehmens mit wesentlichen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sowie weiteren zentralen Unternehmensfunktionen befindet sich in Deutschland, einem Gebiet mit einem vergleichsweise geringen Risiko hinsichtlich Naturkatastrophen. Ein zweiter wesentlicher Standort befindet sich im Großraum von San Francisco in den USA, einem Gebiet mit erhöhtem Erdbebenrisiko. Um mögliche Schäden zu minimieren hat die Carl Zeiss Meditec Gruppe ein Krisenmanagement eingerichtet sowie lokale und zentrale Pläne zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit kritischer Geschäftsprozesse (Business-Continuity-Pläne) erarbeitet.
Risiken aus der Produktionsunterbrechung können neben den genannten Gründen auch aus dem Ausfall von Produktionsanlagen aufgrund technischer Defekte resultieren. Die Carl Zeiss Meditec Gruppe versucht das Risiko aus derartigen Ausfällen durch regelmäßige Wartungen, Ersatz technisch verbrauchter Anlagen und einem entsprechenden Notfallmanagement zu minimieren.
Im Rahmen des Ukraine-Krieges und der daraus resultierenden Konflikte von Deutschland und der Europäischen Union mit Russland stellt Deutschland seine Energieversorgung auf von Russland unabhängige Energiequellen um. In dieser Übergangsphase können sich Engpässe oder Ausfälle im Bereich der Strom-, Gas- und Ölversorgung ergeben, welche zu Unterbrechungen der Energieversorgung der europäischen Standorte der Carl Zeiss Meditec Gruppe oder deren Lieferanten in diesem Gebiet führen können. Der Konzern arbeitet daran, mögliche derartige Ausfällen durch alternative Energie- und Wärmeerzeugungsmaßnahmen sowie den Aufbau von Sicherheitsbeständen von für Kunden wichtigen Verbrauchsprodukten zu begegnen.
Risiken in diesem Bereich beziffern sich unverändert auf einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Sie werden mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzt.
Rechtliche Risiken, Patente und geistiges Eigentum
Die Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft hängt vom Schutz ihrer technologischen Innovationen gegen die Nutzung dieser Innovationen durch Dritte ab. Angriffe auf Intellectual Property und Patentschutz können eventuell bestehende Technologie- und damit Wettbewerbsvorteile in allen Geschäftssegmenten beeinträchtigen. Das Auslaufen von Schutzrechten, insbesondere von Patenten, sowie die geografische Beschränkung von Schutzrechten könnten dazu führen, dass neue oder bestehende Wettbewerber die Erfindungen der Carl Zeiss Meditec Gruppe nutzen, um damit in den Markt eintreten zu können oder ihre Position zu stärken. Darüber hinaus könnten trotz der getroffenen Maßnahmen Dritte versuchen, Produkte des Unternehmens ganz oder teilweise zu kopieren, da der nicht genehmigte Gebrauch von geistigem Eigentum grundsätzlich schwierig zu überwachen ist und Gesetze zum Urheberrecht lediglich begrenzten Schutz bieten.
Mit einer Schutzrechtsstrategie schützt das Unternehmen seine Technologien und Produkte. Werden eigene Patent- und Markenrechte durch Dritte verletzt, leitet der Konzern rechtliche Schritte ein, um dem damit verbundenen hohen wirtschaftlichen Risiko zu begegnen. In Anbetracht der Bedeutung von Innovationen für das Unternehmen ist mit derartigen Fällen für die Zukunft zu rechnen, wenngleich in der Vergangenheit solche Fälle selten aufgetreten sind. Bei der Produkt- und Technologieentwicklung prüft die Carl Zeiss Meditec Gruppe, ob fremde Rechte berührt werden, entwickelt gegebenenfalls schutzrechtsfreie Lösungen oder erwirbt notwendige Lizenzen und Rechte beziehungsweise sucht anderweitige vertragliche Lösungen. Insgesamt rechnet das Management im Bereich der Patente und des geistigen Eigentums mit keinen wesentlichen Effekten auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Carl Zeiss Meditec Gruppe.
Rechtliche Risiken können unter anderem durch die Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen in den relevanten Märkten und durch Rechtsstreitigkeiten mit Wettbewerbern, Geschäftspartnern oder Kunden hervorgerufen werden. Weiterhin können Rechtsstreitigkeiten entstehen bezüglich unterschiedlicher Sichtweisen bei der Erfüllung von nachgelagerten bedingten Kaufpreisbestandteilen von Unternehmenserwerben in der Vergangenheit. Schwebende Rechtsstreitigkeiten mit einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit beziffern sich weiterhin in Höhe eines höheren einstelligen Millionenbetrags und sind nicht substanziell gefährdend für die Carl Zeiss Meditec Gruppe. Im gegebenen Fall trüge die Carl Zeiss Meditec Gruppe ausreichend Vorsorge in Form von Rückstellungen. Weitere Angaben zu Rechtsstreitigkeiten und Schiedsverfahren, die die Carl Zeiss Meditec Gruppe betreffen, sind im Abschnitt 22 „Übrige Rückstellungen“ im Konzernanhang zu finden.
Als global agierendes börsennotiertes Medizintechnikunternehmen unterliegt die Carl Zeiss Meditec Gruppe in den Ländern, in denen der Konzern tätig ist, einer Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien. Um die Einhaltung dieser Regelungen zu gewährleisten, werden diese regelmäßig hinsichtlich Änderungen analysiert und bei Bedarf Anpassungen der internen Prozesse und Richtlinien vorgenommen. In einem Kodex hat das Unternehmen zudem die Grundlagen korrekten Verhaltens bei geschäftlichen Aktivitäten festgeschrieben. Der Verhaltenskodex ist für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gültig. Um Compliance-Verstöße zu vermeiden und Reputationsrisiken zu minimieren, hat der Konzern eine konzernweite Compliance-Organisation etabliert. Darüber hinaus erfolgen regelmäßig Trainingsmaßnahmen, durch welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den internen Richtlinien vertraut gemacht und hinsichtlich der negativen Auswirkungen von Verstößen sensibilisiert werden.
Das Management rechnet wie im Vorjahr mit Effekten im höheren einstelligen Millionen-Euro-Bereich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Carl Zeiss Meditec Gruppe bei einer mittleren Eintrittswahrscheinlichkeit.
Risiken aus Akquisitionen
Akquisitionen oder Beteiligungen sollen der Carl Zeiss Meditec Gruppe die Chance bieten, ihr Kompetenz- und Technologieportfolio zu erweitern oder ihre regionalen Marktzugänge auszubauen. Der Erwerb der Preceyes B.V. im März 2022 soll es der Carl Zeiss Meditec Gruppe ermöglichen, ihre technologische Position sowie ihr Produktportfolio insbesondere im Bereich der Retina-Chirurgie durch robotische Technologien und Implantate zu stärken. Im April 2022 folgte der Erwerb der Katalyst Surgical LLC und der Kogent Surgical LLC als Produzenten chirurgischer Instrumente. Mithilfe dieser Akquisition könnte die Stellung des Konzerns als Lösungsanbieter weiter ausgebaut und mittelfristig zusätzlicher wiederkehrender Umsatz erzielt werden. Mit der Beteiligung an der Vibrosonic GmbH im Januar 2023 und der Akquisition der Audioptics Medical, Inc. im Juli 2023 baute der Konzern sein Portfolio im neuen Bereich der Diagnose und Therapie von Ohrenkrankheiten aus. Im April 2024 konnte die Gruppe ihr Portfolio im Bereich der Therapie von Krankheiten des hinteren Augenabschnittes mit dem Erwerb von DORC verbreitern.
Bei Akquisitionen besteht das unternehmerische Risiko, dass sich das erworbene Unternehmen wirtschaftlich nicht wie erwartet im Markt entwickelt und die mit seinem Erwerb verfolgten Umsatz- und Ertragsziele nicht erreicht oder dass die beabsichtigten Synergieeffekte mit der Carl Zeiss Meditec Gruppe nicht erzielt werden können. Risiken in diesem Bereich mit einer mittleren (Vorjahr: niedrigen) Eintrittswahrscheinlichkeit beziffern sich auf einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Die damit verbundenen Risiken und Chancen hält die Carl Zeiss Meditec Gruppe im Zeitablauf nach. Ein wesentliches Element vor Abschluss einer Transaktion ist ein standardisierter Prozess für Mergers & Acquisitions einschließlich einer Due-Diligence-Prüfung, um die zu erwartende Geschäftsentwicklung zu beurteilen.
In der Konzernbilanz ist aus Akquisitionstätigkeiten ein Geschäfts- oder Firmenwert (Goodwill) von 969,7 Mio. € enthalten, der jährlich gemäß IAS 36 auf Werthaltigkeit geprüft wird. Dieser Geschäfts- oder Firmenwert entfällt in Höhe von 940,7 Mio. € auf den strategischen Geschäftsbereich Ophthalmology und mit 29,0 Mio. € auf den Bereich Microsurgery. Die im laufenden Geschäftsjahr durchgeführten Impairment Tests ergaben keine Anzeichen für eine Wertminderung der goodwilltragenden, Zahlungsmittel generierenden Einheiten (ZGE). Durch Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder Änderungen von Geschäftsmodellen sind Wertberichtigungen auf die bilanzierten Geschäfts- oder Firmenwerte nicht auszuschließen.
Finanzielle Risiken
Im Zuge der angespannten Wirtschaftslage besteht ein latentes Bonitätsrisiko von Geschäftsbanken, bei denen die Carl Zeiss Meditec Gruppe Einlagen unterhält. Gleichwohl hat das Unternehmen verschiedene Maßnahmen zur Risikobegrenzung ergriffen, beispielsweise wurde ein Monitoring Verfahren zur Beobachtung der aktuellen Lage an den Kapitalmärkten eingeführt. Das Unternehmen stuft die finanziellen Risiken für sich als moderat ein. Basis hierfür ist die solide Finanzierungsstruktur mit einer Eigenkapitalquote von 62,5 %, der Bestand an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten sowie ein starker operativer Cashflow. Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente bei der Carl Zeiss Meditec Gruppe werden auf Basis einer monatlich rollierenden Liquiditätsplanung innerhalb eines festen Planungszeitraums vorrätig gehalten und im Rahmen eines ZEISS konzernweiten Cash Pooling verwaltet, für die ein unbedeutendes Bonitätsrisiko besteht.
Zu den finanziellen Risiken zählen zudem Liquiditätsrisiken, Preisänderungsrisiken von Finanzinstrumenten sowie Risiken aus Schwankungen der Zahlungsströme. Diese Risiken und deren Management sind im Konzernanhang im Abschnitt 26 „Finanzinstrumente und Risikovorsorge“ beschrieben. Über die bereits in der Bilanz berücksichtigen Wagnisse hinaus bestehen keine weiteren wesentlichen Risiken.
Risiken im Hinblick auf den Konzernrechnungslegungsprozess
Die Hauptrisiken im Rechnungslegungsprozess bestehen darin, dass Abschlüsse aufgrund unbeabsichtigter Fehler oder vorsätzlichen Handelns nicht ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermitteln oder dass ihre Veröffentlichung verspätet erfolgt. Die Rechnungslegung vermittelt in diesem Fall kein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild des Unternehmens. Abweichungen werden als wesentlich eingestuft, wenn sie einzeln oder insgesamt die auf Basis der Abschlüsse getroffenen wirtschaftlichen Entscheidungen der Abschlussadressaten beeinflussen könnten.
Im Bereich der Rechnungslegung und Konzernrechnungslegung sichern Prozesse mit regelmäßig überprüften, integrierten präventiven und aufdeckenden Kontrollen die Vollständigkeit und Richtigkeit des Abschlusses. Alle konzerninternen Bilanzierungs- und Bewertungsrichtlinien sind in einem Bilanzierungshandbuch gesammelt, das über das konzerninterne Intranet zusammen mit dem konzernweit gültigen Abschlusskalender allen relevanten Organisationseinheiten und sämtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens vorliegt. Darüber hinaus unterstützen ergänzende Verfahrensanweisungen, standardisierte Meldeformate, IT-Systeme sowie IT-unterstützende Reporting- und Konsolidierungsprozesse den Prozess der einheitlichen und ordnungsgemäßen Konzernrechnungslegung.
Die operative, zeitgerechte Umsetzung der systemischen Vorgaben erfolgt durch die betroffenen Bereiche der Carl Zeiss Meditec AG und ihrer Tochtergesellschaften. Diese werden dabei von der Abteilung Carl Zeiss Meditec Group Finance unterstützt und überwacht. Die Abteilung Group Finance ist für die Konzernberichterstattung, einschließlich konzernweiter Finanz- und Managementinformationen, Prognosen, Planungen sowie der Risikoberichterstattung, zuständig. Gesetze, Rechnungslegungsstandards und andere Verlautbarungen werden fortlaufend bezüglich der Relevanz und Auswirkung auf den Konzern- und Jahresabschluss analysiert.
Weitere Angaben gemäß § 289 Abs. 2 Nr. 1 HGB, § 315 Abs. 2 Nr. 1 HGB
Preisänderungsrisiken können grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Allerdings begegnet die Carl Zeiss Meditec Gruppe diesen Risiken durch eine Fokussierung auf Produktinnovationen und die Optimierung der Herstellungskosten durch Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Mögliche Risiken des Ausfalls von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, insbesondere vor dem Hintergrund einer zunehmenden weltweiten Verschuldungssituation und eines damit möglichen einhergehenden Forderungsausfallrisikos, werden durch ein aktives Forderungsmanagement minimiert. Darüber hinaus bildet die Carl Zeiss Meditec Gruppe hierfür regelmäßig eine ausreichende Risikovorsorge. Insgesamt kann das Risiko jedoch als begrenzt angesehen werden. Das Verhältnis von Wertberichtigungen von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zum Konzernumsatz belief sich im Berichtszeitraum auf 0,3 % (Vorjahr: 0,3 %).
Weitere Informationen zu den eigenen Anteilen im Eigenkapital sind im Abschnitt 20 „Eigenkapital“ des Konzernanhangs zu finden.
Die Finanzierungssituation der Carl Zeiss Meditec Gruppe kann als solide eingeschätzt werden. Der Bestand an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten betrug zum Bilanzstichtag 30. September 2025 27,3 Mio. €. Hinzu kommen Guthaben, ausgewiesen als Forderungen gegen das Treasury der Carl Zeiss AG, in Höhe von 129,0 Mio. €. Darüber hinaus erwirtschaftete der Konzern im Berichtszeitraum einen operativen Cashflow in Höhe von 209,9 Mio. €. Damit bestehen aus heutiger Sicht keine bedeutenden Liquiditätsrisiken.
Der gesamte Bestand an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten einschließlich der Guthaben beim Treasury der Carl Zeiss AG ist bei Banken angelegt. Sollte es, insbesondere aufgrund einer zunehmend instabileren gesamtwirtschaftlichen Lage, zu einem Ausfall einzelner Institute kommen, können die dort bestehenden Guthaben gefährdet sein. Die Carl Zeiss Meditec Gruppe begegnet diesem Risiko durch ein laufendes Monitoring der Bonität der Banken, mit welchen eine Geschäftsbeziehung besteht, sowie durch eine Streuung der Guthaben auf mehrere Institute durch das Treasury der Carl Zeiss AG.
Die Carl Zeiss Meditec Gruppe ist als weltweit operierendes Unternehmen den Auswirkungen von Währungsschwankungen ausgesetzt. Zur Absicherung des Kursrisikos schließt der Konzern auf der Grundlage geplanter Fremdwährungstransaktionen Devisentermingeschäfte ab. Diese Kontrakte erstrecken sich im Allgemeinen auf einen Zeitraum von bis zu einem Jahr. Ausgehend von der derzeitigen Währungsentwicklung können auch weiterhin die Währungseffekte das Finanzergebnis in Abhängigkeit vom Umfang der Schwankungen belasten. Weitere Ausführungen zu den Devisentermingeschäften sind im Anhang angegeben.
Gesamtaussagen zur Risiko- und Chancensituation des Unternehmens
Bei der Erstellung des Berichts waren keine Risiken erkennbar, die den Fortbestand der Carl Zeiss Meditec Gruppe gefährden könnten. Die Risikotragfähigkeit ist nicht gefährdet. Für die Gesamtbewertung ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr eine betragsmäßig nur leicht erhöhte Risikosituation, die insbesondere auf der US-Zoll-Thematik beruht. Der Vorstand sieht auch weiterhin eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung des Konzerns und stellt mit einem systematischen Strategie- und Planungsprozess die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, die für die Nutzung der Chancen notwendig sind. Das Risikomanagement-System mit seinen Komponenten Risiko-Reporting- und Früherkennung, internes Kontrollsystem und Compliance-Management-System wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr als angemessen und effektiv beurteilt.